4., 5. Dezember 2021
Im antiken Drama war der Chor zentrales Element auf den Theaterbühnen – er fand seinen Platz zwischen den Protagonistinnen und dem Publikum. Mit dem Theater der Neuzeit verschwand er tendenziell von den Bühnen und mit ihm die kommentierende oder infragestellende Stimme des Kollektivs. "Chöre des Spekulativen" mutmaßt, was der Chor zu den Texten und Szenen der Neuzeit zu sagen, wie er sich zu ihnen verhalten hätte, wäre er nicht von ihnen ausgeschlossen worden: Wie hätte er sich positioniert zum Theater des Barock, zum Theater der Aufklärung, wie zum Theater der Nachkriegszeit? Wie hätte er diese Szenerien, die zumeist das Individuum ins Zentrum stellen, kommentiert, wie sie konterkariert, wie hätte er ihnen beigewohnt? "Chöre des Spekulativen" lädt ein zur Begegnung mit einem Chor, der sich spekulativ-retrospektiv wesentlichen Stationen der Theatergeschichte annähert. Autorinnen aus China, der Türkei, Marokko, Griechenland und Deutschland schreiben nachträglich chorische Stimmen in stilbildende Szenen des "westlichen Kanons" hinein und perspektivieren sie dadurch neu. In einer szenischen Installation werden die Zuschauer*innen Teil einer mobilen Gemeinschaft, die ihre Perspektive(n) stetig neu wählen kann.
Mit Texten von Ebru Nihan Celkan, Karima El Kharraze, deufert + plischke, Zhu Yi, Björn SC Deigner, Antigone Akgün, Sophokles, Molière, Samuel Beckett, William Shakespeare, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller
Regie: Sebastian Blasius | Dramaturgie: Dirk Baumann | Raum: Mark Lammert | Licht: Jakob Boeckh | Assistenz: Leonie Hahn | Mit: Alexandra Finder, Fabian Hagen, Berit Jentzsch, Francesco d’Amalio, Brigitta Schirdewahn, Maria Helgath | Foto: Florian Krauss
Gefördert durch: Hauptstadtkulturfonds, Kunststiftung NRW, Stadt Köln, NRW Landesbüro freie darstellende Künste, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW